Badetag - Warum eigentlich einen Hund?
„Bähhhhh, ich mag dich grade nicht!“ Mit spitzen Fingern trug ich meinen Dackel Else durch den Flur ins Bad, begleitet vom alles durchdringenden Aroma gut verdauter Entenexkremente. Schon etwas grün um die Nase und flau im Magen, erreichten wir relativ flott die noch makellos weiße Badewanne.
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Auf dem Weg dahin von der Garderobe, das noch saubere Hundehandtuch mit den Zähnen aufgesammelt. Dieser schmutzige kleine Hund würde niemals auch nur eine einzige mit „gott-allein-weis-was-auch-immer“ befleckten Kralle auf den italienischen Fliesenspiegel setzen.
Die Fahrt im sonnengebackenen Auto, die Klimaanlage bei bruzzeligen 34 Grad im Schatten überfordert und mit geschlossenen Fenstern war ein unvergessliches Dufterlebnis. Bis wir endlich den knapp zwanzig minütigen Heimweg aus den Rheinauen vom Spaziergang mit unserer Freundin Moni und ihrer Hündin Luna zurückgelegt hatten, hatte ich schon mehrere vergebliche Versuche hinter mir, mir selbst die Nase aus dem Gesicht operativ zu entfernen. Wie sehr hatte ich mir eine Gasmaske aus Opa’s Nachkriegsfundus gewünscht!
Der mittlerweile sicher in die Wanne angekommenen Dackeldame schwante schon ungutes bezüglich der ihr demnächst widerfahrenden Behandlung und sie brummjaulte ziemlich unzufrieden vor sich hin. Möglichst wenig mit dem Entenkot kontaminierten Händen berührend, drehte ich das Wasser auf, erstmal selbst waschen. Oh, welche Wohltat. Doch, oh graus, da stand ja noch das schmutzige Hundetier und wartete geduldig auf seine Wellness Behandlung. Der Schmutz war inzwischen festgetrocknet und bildete hübsche grüngraue Krustenkrönchen auf ihrem Halshaar, das im sauberen Zustand einer Löwenmähne glich. Jetzt sah der Dackel eher wie ein übertrieben mit Pomade gegeelter Popsänger aus, David Bowie lebt doch noch!
Also tatendurstig das Wasser für die Dackeldame temperiert, am Unterarm auf annehmbare Wärme geprüft und langsam das Untier an den Füßen beginnend reinigen und dann über den Rücken fortschreitend, dabei langsam einweichen lassen, dies erschien mir die beste Vorgehensweise. Die im getrockneten Schmutz gebundenen Geruchspartikel lösten sich wieder und stiegen Schwaden gleich über dem Hund auf. Man erwartete fast eine startende Fliegenarmada zu sehen und ich wünschte mir wieder eine spontane, maximal invasive Gesichts-OP bezüglich des Riechorgans.
Die makellos weiße Badewanne wechselte in einem interessanten Farbspiel von weiß zu spinatgrün, um dann bei babykackebraun zu bleiben. Oh mein Gott, ich werde nie wieder mit Genuss in dieser Wanne baden können, schoss es mir durch den Kopf, während ich das Dackelchen ordentlich mit Hundeshampoo einschäumte. Kennt ihr diese Gewissheit, die in einem erwächst? Egal wie viel ich sie auch schrubben werde, egal wie viel Desinfektions- und Reinigungsmittel ich auch benutzen werde, diese Badewanne wird niemals wieder der Hort meiner persönlichen, ultimativen Entspannungszeremonie sein können.
Den Dackel ließ der Verlust meines Badetempels ziemlich kalt und sie brummelte relativ unberührt und sehr ungehalten vor sich hin. So langsam verlor sie ihre Geduld mit mir und deutete ein Schütteln an. "Neeeeiiin, DAS tust du jetzt nicht komplett eingeseift", dachte ich noch so in meinem unvergleichlichen Enthusiasmus. DOCH. TUT. DIE. Sehr kraftvoll setzte Else zum Schütteln an und der feste Dackelwanst beginnt sich rhythmisch und mit perfekten seitlichen Auf und Ab Bewegungen des wirklich gut riechenden Shampoos zu entledigen, natürlich in einer perfekten Hautwelle vom Kopf bis zur Rutenspitze und mit Beifall klatschenden Schlappohren.
Auf dem grün braunen Farbspektrum des Wannenbodens, dem kompletten Badezimmer in einem Quadratmeter Umkreis und natürlich auf mir verteilten sich nun hübsche, kleine Shampookrönchen. Der mit sich sehr zufriedene Blick meines Hundes erinnerte mich eher an ein süffisantes Grinsen und schien mich mehr als zu verspotten und mit hochgezogener Braue, wie es nur dem Rauhaar Dackel zueigen ist, schickte sie mir einen alles verachtenden Mörderblick vom Boden der Badewanne herauf. War ich doch selbst schuld, schließlich hatte sie sich wirklich alle Mühe gegeben, sich zu parfümieren im „Hundedouglas“ der Rheinaue und alles gleichmäßig auf sich selbst zu verteilen. Ich hatte ihr Kunstwerk mit meiner schlichten Handlung ja einfach zu Nichte gemacht.
Unzufrieden grunzend ließ sie die Schlappohren noch etwas länger hängen, sich der Missachtung ihrer Bemühungen durch mich bewusst werdend. Auch das selbst hergestellte Paracord-Halsband hatte sie nicht ausgelassen! In jeder Zopfkurve steckten die Exkremente tief drin, waren gleichmäßig bis in des Halsbands Kern gelangt, „ob man das in der Waschmaschine"? Oh nein, lieber nicht da auch noch, überlegte ich kurz – eine besudelte Wanne reichte vollkommen aus!
Nachdem abbrausen mit klarem Wasser folgte die beim Dackel sehr beliebte Abtrocknungszeremonie, die immer einer festen Ordnung folgte. Während ich drauf bestand erst jede Pfote, jedes Bein und dann erst den feisten Wanst zu schrubben, war Else schon waagerecht in der Luft um sich gekonnt mit einer Dackel-Karate-Rolle aufs Handtuch zu werfen und sich zu wälzen, zu schütteln und das ganze Badezimmer nun in ein perfektes Feuchtgebiet zu verwandeln, dabei wurde im höchsten Maße verzückt gegrunzt. Die Geräuschkulisse war schon einmalig!
Hunde machen Freude, sagen sie! So ein Hund, der gibt Dir ja soviel, Ach ja, ein Leben ohne Hund ist sinnlos. Das und noch viel mehr steht in den Hundeforen und auf jeglichen Social-Media Plattformen. Jetzt gerade in diesem Augenblick bezweifelte ich das sehr.
Warum hatte ich eigentlich einen Hund?
War es zu sauber Zuhause?
Oder zu langweilig?
Zu steril und das in jeder Hinsicht?
Meine Else empfand ich in diesem Augenblick nicht unbedingt als Bereicherung meines Lebens!
Und doch wusste ich tief in meinem Herzen, irgendwann, wenn dieser strubbelige, kleine Wicht einmal nicht mehr durch mein Leben wieselte, würde sie mir sehr fehlen, aber die Entenexkremente nicht.
Petra Puderbach
Foto privat - die BadeMade ;-)