Skip to main content
Hundewissen einfach erklärt
28.11.2024 09:45

Täglich grüßt der Leinenruck

Täglich grüßt der Leinenruck – oder warum man seinen Hund nicht mit der Leine korrigieren sollte

Es geht nicht um die perfekte Leinenführigkeit in diesem Artikel, sondern darum, bewusst zu machen, was der Ruck als Korrektur mit der Leine beim Hund wirklich bewirkt.

[In der Blog-Übersicht wird hier ein Weiterlesen-Link angezeigt]

Es ist allgemein bekannt, dass im täglichen Gebrauch der Leine mal etwas Zug darauf kommt. Aber eines sollte klar sein: Zug auf der Leine bedeutet kein Rucken daran.

Korrektur mit der Leine ist kein tiergerechtes Training

Positive Bestärkung statt Leinenruck: Anstatt den Hund an der Leine durch die Welt zu zerren oder sich selbst zerren zu lassen, sollte man seine Zeit lieber in den Aufbau von Körpersprache und andere Signale investieren. Es gibt bessere und effektivere Möglichkeiten, einem Hund eine gute und zufriedenstellende Leinenführigkeit anzutrainieren. Hierfür sind Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis für das individuelle Lernverhalten des Hundes erforderlich.

Geduld und Einfühlungsvermögen: Ja, es gibt Hunde, die „einfach“ sind, und dann gibt es die „Leinenrambos“ mit ihren Haltern, die täglich aufs Neue in den „Leinenkampf“ ziehen. Wer kennt nicht den „knurrenden Baron“ auf seiner täglichen Leinenzugrunde mit „Hintendrangehängsel“? Diese Situationen können frustrierend sein, aber eine geduldige Herangehensweise und das Verständnis für die individuellen Bedürfnisse jedes Hundes sind der Schlüssel zum Erfolg.

Grundsätzlich ist eine Leine grob gesehen eine Einschränkung für den Hund: Umso wichtiger ist es, dass eine Leine etwas Positives für den Hund bedeutet. An der Leine zu sein, sollte Freude, Sicherheit und Führung bedeuten, nicht Zwang oder Korrektur.

Gewalt im Hundetraining beginnt dort, wo Wissen endet.“

Der Hund sollte auch mal schnüffeln dürfen und sein olfaktorisches Sinneserlebnis (den Geruch) als Makrosmatiker auch an der Leine ausleben dürfen. Mal heißt nicht immer. Schnüffeln (Zeitung lesen) ist ein Grundbedürfnis des Hundes, welches ab und an befriedigt werden sollte.

Wer seinen Hund dabei nun ständig zur Korrektur weiterzieht, erreicht damit maximal eine Ritualisierung und somit Festigung des unerwünschten Verhaltens. Denn wenn der Hund schon an der Leine zieht, um beispielsweise zu schnüffeln, ist dieser schon im Verhalten und der effektive Zeitpunkt für die richtige Korrektur schon längst vorbei. Der Hund kann seine Motivation und den aktivierten Trieb zum Schnüffeln nicht mehr unterbrechen. Die Motivation (Trieb) erfordert ihre Endhandlung (Abschluss) und auch der erzieherische korrekte Zeitpunkt wurde längst verpasst. 

Ergo, wenn der Hund schon an der Leine zieht, bringt der Ruck zur Korrektur daran nichts mehr! Ganz im Gegenteil, das Verhalten wird verstärkt. Jeder Druck/Zug erzeugt Gegendruck/-zug und der Teufelskreis nimmt seinen Lauf.

Ein Leinenruck bedeutet Schmerz

Physische und psychische Auswirkungen: JA, an der Leine zu rucken, zu reißen, zu zerren oder zu ziehen ist ein aversiver Schmerzreiz, wenig tiergerecht und sollte in der modernen Hundeerziehung keine Anwendung mehr finden.

Merke: Wer den Leinenruck lehrt, weiß es selbst nicht besser. Augen auf bei der Hundetrainerwahl.

"Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen." Isaac Asimov

Nicht jeder Hund reagiert auf den Leinenruck mit deutlichen Schmerzzeichen wie Jaulen oder Fiepen, viele zeigen keine wahrnehmbare Reaktion. Was unausweichlich leidet, ist das Vertrauen und die Bindung des Hundes an den Menschen. Der Korrekturruck an der Leine treibt den Hund über kurz oder lang von seinem Menschen weg. Viel schlimmer noch, der Hund wird anfangen, den Menschen und die Leine zu meiden.

Ein so aufgebauter Hund ist, sobald die Leine gelöst wird, schneller weg, als er wieder kommen wird. Oft kommen diese Hunde nie ganz nah an ihren Haltern heran, sie halten immer einen gewissen Abstand. Aber wer will es ihm verübeln? Würden Sie die Hand Ihres Partners wieder nehmen, wenn dieser bei gemeinsamen Spaziergängen ständig, für Sie unvorhersehbar und vollkommen unverständlich an Ihrer Hand ruckt und reißt? Sie würden schnell fragen, „Sag mal, geht es noch?“ Ihr Hund tut dies auch, auf seine Weise.

Alternative Trainingsmethoden

Positive Verstärkung und Belohnung: Anstatt darauf zu warten, einen Fehler des Hundes zu bestrafen oder zu korrigieren, sollte man lieber erwünschtes Verhalten belohnen. Wenn Ihr Hund nicht den ersten Schritt neben Ihnen gehen kann, kann er auch keinen weiteren neben Ihnen gehen. Das bedeutet, dass man das Training kleinschrittig, Schritt für Schritt aufbauen sollte.

Körpersprache und klare Signale: Investieren Sie in den Aufbau von Körpersprache und klare Signale. Diese Methoden helfen dem Hund, Ihr Verhalten besser zu verstehen und darauf zu reagieren, ohne dass es zu Zerren und Ziehen an der Leine kommt.

Geduld und Konsistenz: Ein effektives Training erfordert Zeit und Geduld. Seien Sie konsistent in Ihren Methoden und geben Sie Ihrem Hund die Zeit, die er benötigt, um zu lernen und sich anzupassen. Kleine, schrittweise Fortschritte führen zu langfristigen Erfolgen und einer besseren Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Hund.

Individuelles Training: Jeder Hund ist einzigartig und lernt in seinem eigenen Tempo. Passen Sie Ihre Trainingsmethoden an die individuellen Bedürfnisse und das Temperament Ihres Hundes an. Ein maßgeschneiderter Trainingsplan, der auf die Stärken und Schwächen Ihres Hundes eingeht, führt zu besseren Ergebnissen.

Gehen Sie ruhig mal näher ans Problem heran: Wenn der Hund zum Schnüffeln zieht, gehen Sie hin. Wenn er über den Weg zieht, gehen Sie hin. Gehen Sie zum "Problem" hin und nicht weg, Sie werden überrascht sein, wie sich die Situation verändern kann.

Fazit

Ein Leinenruck als Korrekturmittel ist weder effektiv noch tiergerecht. Stattdessen sollten Hundehalter auf positive Verstärkung und geduldiges, einfühlsames Training setzen. Dies stärkt nicht nur die Bindung zwischen Mensch und Hund, sondern sorgt auch für ein harmonisches Miteinander an der Leine.

Wer Watte werfen möchte oder über Dominanz in diesem Zusammenhang diskutieren möchte, verfehlt das Thema.


Bleiben Sie wissbegierig, Ihre Petra Puderbach-Wiesmeth von CanisLogisch® 


Für www.Hundewelten.de  - Berufsbildungsinstitut für Hundetrainer 

#hundetrainer #dogshealth #hundewissen #canislogisch #hundewelten #hundewissenzweipunktnull #erziehung #tierpsychologie #kynologie

Das Kleingedruckte: Sie können jederzeit und ohne meine Erlaubnis auf diesen Artikel verlinken oder ihn auf Facebook teilen. Eine Umwandlung in andere Dateiformate wie PDF ist nicht gestattet. In Printmedien sind dem Artikel die vollständigen Quellenangaben beizufügen, bei Online-Nachveröffentlichung ist zusätzlich ein anklickbarer Link auf den Original-Artikel nötig.

Foto  - Canva Pro