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Hundewissen einfach erklärt
08.01.2023 14:00

Gibt es eine Pille gegen (Fehl-) Verhalten?

Beeinflusst die Fütterung das Verhalten?

Fleisch hat 25 % Protein - Kartoffeln nur 2 % - Protein ist der Hauptlieferant für Aminosäuren.

In der Vergangenheit lag der wissenschaftliche Fokus eher auf der Auswirkung vom Tryptophangehalt im Futter, der aktuelle Wissenstand ist: Nicht das Gesamt-Protein ist für die Beeinflussung von Verhalten und neuronaler Aktivität relevant, sondern das Aminosäuren-Muster.

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Mais ersetzt keine fleischlichen Proteine


Vor einigen Jahrzehnten gab es in den USA, Süd- und Osteuropa  ernährungswissenschaftlich besondere Gegenden. Die dort lebenden armen Menschen ernährten sich hauptsächlich von Mais und Hirse, Milchprodukte und Fleisch standen relativ selten auf dem Ernährungsplan.

Mais enthält wenig Tryptophan, was auch für andere weitverbreitete Getreidearten gilt. Fast 100.000 Menschen starben in diesen Gegenden (USA) im Zusammenhang mit dieser Mangelernährung (sog. Pellagra).

Pellagra ist eine Erkrankung, die durch Mangel an Nicotinsäure, einem Vitamin aus dem B-Komplex, ausgelöst wird. Pellagra (Nicotinsäure-Avitaminose) trat geschichtlich häufig auf, wenn die Nahrung hauptsächlich aus Mais oder Sorghumhirse bestand.In den betroffenen Gebieten wurden außergewöhnliche viele Gewalttaten und Morde verübt. 

Die Ernährung beeinflusst das Verhalten 

Die Zusammenhänge wurden erst später in Tierversuchen aufgeklärt. In diesen Versuchen wurden Ratten und Mäuse auf Tryptophan- und Vitamin-B Entzug gesetzt und waren hyperaggressiv in ihrem Verhalten. Diese beiden Nährstoffe braucht der Körper, um Serotonin herzustellen, welches den Organismus ausgeglichen und leistungsfähig hält und die Stress-Kaskade mildert.

Stress --> Erschöpfung --> Aggression

Von 100 % Tryptophan, welches die Blut-Hirn-Schranke passiert, wird nur 1 % in Serotonin umgewandelt. Aber nicht nur Serotonin, auch Niacin (Vitamin B3) wird gebildet. Weshalb man Pellagra auch als Hypovitaminose, also Vitaminmangelerkrankung, bezeichnet.

Ein niedriger Serotoninspiegel hemmt die Melatonin-Bildung (Tag-Nacht-Rhythmus) und was man beim Menschen als Depression bezeichnet, könnte man beim Hund als „Erschöpfung“ beschreiben. Dies ist nicht mit einer „kognitiven Dysfunktion“ (Demenz) zu verwechseln.

Und wie nun den Hund füttern?

Wer nun denkt, dass er den Serotoningehalt einfach durch eine entsprechende Proteinportion fördern kann, der vergisst einen wichtigen Punkt. Das Verhältnis zwischen Tryptophan und den anderen neutralen Aminosäuren spielt eine bedeutende Rolle an der Blut-Hirn-Schranke. Das psychotrope Tryptophan konkurriert mit Tyrosin, Isoleucin, Leucin, Phenylalanin und Valin um die spezifischen „Transportsysteme“ an der Blut-Hirn-Schranke.

Man geht davon aus, dass die Konkurrenzsituation abnimmt mit einem geringeren Proteingehalt und so als Konsequenz ein erhöhter Tryptophanspiegel im Zentralem Nervensystem möglicherweise eine vermehrte Serotoninsynthese fördern kann.

Gestützt wird diese Hypothese von der Tatsache, dass kohlenhydratreiches Futter den Insulinspiegel im Blut anhebt. Insulin verringert die Menge der konkurrierenden Aminosäuren in Blut im Verhältnis zum Tryptophanspiegel. Nun wird das Tryptophan effektiver ins Gehirn befördert und der Serotoninspiegel steigt.

Bei einer proteinarmen Fütterung zuzüglich eines Tryptophan-Zusatzes zeigten einige wenige Untersuchungen mit Hunden, eine Verbesserung bei angstbedingten Verhaltensweisen.

Fazit

Es gibt beim Hund aber weder eine wissenschaftlich fundierte Aussage noch Fakten oder Messungen dazu und bitte nicht vergessen, es handelt sich hier um eine fehlernährungsbedingte Mangelerscheinung.

Wer nun meint, dass es eine Pille gegen Erziehungsfehler gibt, der irrt, diese lassen sich leider nicht „einfach wegfüttern“.

Bleiben Sie wissbegierig, Ihre Petra Puderbach-Wiesmeth

©CanisLogisch®

Foto: @Canva Creative Studio, Billion Photos

Für www.Hundewelten.de  - Berufsbildungsinstitut für Hundetrainer 


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Literaturangaben/Quellen:

Effect of meal composition on tryptophan large neutral amino acids ratio in dogs.  Authors: A. Ogi asahi.ogi@vet.unipi.it, B. Torracca, C. Mariti, L. Casini, A. Gazzano Publication: Proceedings of the 11th International Veterinary Behaviour Meeting, 14-16th September 2017, Samorin, Slovakia     https://doi.org/10.1079/9781786394583.0174 und https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/emf/stellungnahmen/emf-tiere-und-pflanzen.html

Stordtbeck, S. & Schröder, B. (2021) „Ernährung & Verhalten beim Hund“, 3. Auflage. Stuttgart, Müller Rüschlikon Verlag